Endlich eine freie Wohnung :-)
Zum Einstieg in das neue Thema betrachte einmal die folgende Bilderserie und versuche das Verhalten mit jeweils einem prägnanten Wort zu beschreiben:
Verhalten umfasst alle an einem lebendigen Tier oder Menschen beobachtbaren Bewegungen, Stellungen, Farb- und Formänderungen, Lautäußerungen sowie die Abgabe von in Drüsen erzeugten und anderen Produkten.
Beobachtung und Beschreibung von Tieren und Menschen. Die Aufzeichnung kann schriftlich, oder mit Hilfe von Film oder Tonaufzeichnungen
Am besten sind dabei Freilandbeobachtungen, da Zootiere zum Teil kein natürliches Verhalten zeigen.
Arbeitsschritte:
1. Formulierung einer Fragestellung (evtl. Problemfrage). Die Frage sollte durch die Beobachtung klärbar sein!
2. Detailplanung der Beobachtungssituation (Planung, Material, Ort, welche Tiere usw.)
3. Durchführung der Beobachtung
4. Aufnahme der Beobachtungsdaten
5. Auswertung der Beobachtungsdaten (inkl. Beantwortung der Eingangsfrage sowie kritische Fehlerbetrachtung bezüglich Messgenauigkeit und realer Aussagekraft)
Verhaltenselement -> Verhaltensweise -> Verhaltensmuster -> Funktionskreis -> Ethogramm
- Beutefang
- Feindabwehr (Tarnung, Täuschung)
- Aggressionsverhalten
- Körperpflege
- Territorial- und Revierverhalten
- Fortbewegung
- stoffwechselbedingtes Verhalten:
• Nahrungserwerb
• Nahrungsaufnahme
• Nahrungsspeicherung
• Ausscheidungen
• Ruhen, Schlafen
- Paarungsverhalten und Sexualverhalten
• Balzverhalten
• Kopulation
• Paarverhalten
• Brutpflege
- Schutz- und Verteidigungsverhalten
- Sozial- und Kommunikationsverhalten
- Neugier- und Spielverhalten
- u.v.m.
Aufgaben:
1. Kannst Du das Verhalten auf den Bildern den Funktionskreisen zuordnen?
2. Beschreibe den Funktionskreis „Brutpflege“ beim Storch (siehe dazu Bilder der nächsten Seite).
Weißt Du, warum Vögel im Frühjahr besonders laut singen? Durch Vermutungen und Beobachtungen gelingt es uns, oft eine plausible Erklärung für Verhalten zu finden. Doch was genau ist dieses „Verhalten“ eigentlich?
Betrachte das Bild & treffe eine Aussage über die Bedeutung der Verhaltensweise der Möwe:
Als Verhalten bezeichnet man alles, was ein Lebewesen macht. Es besteht aus angeborenen und erlernten Anteilen. Es gibt allerdings Verhaltensweisen, die praktisch nur aus angeborenen Kenntnissen und Fähigkeiten bestehen - diese findet man vor allem bei wirbellosen Tieren. Bei Wirbeltieren kommen erlernte Verhaltensweisen hinzu. Ausschließlich erlerntes Verhalten gibt es dagegen nicht.
Immelmann (1976): Unter Verhalten versteht man die beobachtbaren Bewegungen, Körperstellungen und Lautäußerungen eines Tieres oder Menschen, so wie alle feststellbaren Veränderungen an deren Körper z.B. Farbveränderungen, die der Kommunikation dienen.
Beachte: Genau genommen können Tiere und Menschen sich nicht nicht verhalten! (Ausnahmen sind Koma und Tod!)
Lässt sich auch bei Pflanzen ein Verhalten beobachten?
Nein, denn Pflanzen fehlen die für das Verhalten verantwortlichen Organe (wie Sinnesorgane, Nervensystem, Gehirn, Muskulatur usw.). Verhalten wird deshalb nur bei Tieren und Menschen erforscht.
Schwerpunkt in Europa
- Untersuchung v.a.des angeborenen Verhalten
- Untersuchung von Verhaltensweisen, deren Auslösbarkeit stark von inneren Bedingungen (Motivation) abhängig ist
- Versuche in natürlichen und artgerechten Umgebungen
- proximate & ultimative Ursachen
- beschreibt & vergleicht
- Wurzeln in der Anatomie- & Evolutionsforschung
- Schwerpunkt in Amerika
- untersucht Verhaltensweisen, welche v.a. auf Lernvorgängen beruhen
Versuche in der Regel in unnatürlicher Umgebung (Labor)
- beschreibt den Zusammenhang zwischen beobachtbarem Verhalten und Umweltreizen
=> Verhalten gilt für Behavioristen als erlernte Reaktion auf Umwelt, innere Prozesse werden dabei ausgeklammert!
Hat starken Einfluss auf Psychologie und Pädagogik gehabt!
- Verhaltensphysiollogie: Auf welchen neurobiologischen Mechanismen und Strkturen beruht Verhalten?
- Einfluss des Nervensystems auf das Verhalten.
Methoden:
z.B. Gehirnmanipulation
=> Bezug zur Neurobiologie & Sinnesphysiologie
- soziales Verhalten wird untersucht
- Welches sind die evolutiven Ursachen sozialer Verhaltensweisen
- Darwin beschrieb „die Theorie der natürlichen Auslese“
=> Grundlage für Betrachtung von Verhalten nach evolutiven Aspekten
Wie kann man aber nun Verhalten erforschen? Welche Verhaltensweisen kann man überhaupt nur erforschen?
Im 20. Jh. gab es zuerst zwei Hauptrichtungen:
Beide ursprünglichen Hauptrichtungen versuchten auch ihre an Tieren gewonnenen Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen. So sind die Behaviouristen der Meinung, dass der Mensch jedes Verhalten erlernen kann („gebt mir 20 Kinder und ich zeige Euch, dass ich vom Bettler bis zum Millionär alles aus ihnen formen kann“).
Die europäischen (klassischen) Ethologen gingen hingegen von einer starken angeborenen Komponente des Verhaltens aus - wenn z.B. eine Person zu viel Frust im Berufsalltag abbekommt, dann muss sie unweigerlich „ausflippen“, da ihr dies angeboren ist - eine Willenskontrolle spielte bei diesen Betrachtungen anfangs nur eine untergeordnete Rolle.
Die Komplexität des menschlichen Verhaltens wurde von beiden Richtungen unterschätzt! Erst der Kognitivismus nahm sich dieser Komplexität an.
Zusatzinformationen:
Beachte: Ethologie ist die Verhaltensforschung - Ethnologie bezeichnet das Fach der Völkerkunde!
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethologie
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnologie
Proximate Ursachen erklären u.a., wie ein Reiz eine Verhaltensweise hervorruft und welche physiologischen Reaktionen sich dahinter verbergen. Es sind direkte und unmittelbare Reize und Faktoren, die als Ursache für ein Verhalten vorliegen.
Solche Ursachen können Hunger, Gerüche (Pheromone), Laute, ein buntes Gefieder, generell Schlüsselreize usw. sein.
• Wie kann Verhalten entstehen? Welche inneren und äußeren Ursachen liegen vor
• Physiologische Ursachen/ Mechanismen
• Genetische Grundlage?
• Umwelteinflüsse? Reize?
=> Typische Fragen/ Fragestellungen: Wie? Warum?
• Neurophysiologie
• Neuroethologie
• Verhaltensphysiologie
Ultimate Ursachen beantworten die Frage nach dem (sexuellen) Selektionsvorteil des Verhalten und dem Überleben der Art. Gemessen wird der Fortpflanzungserfolg von einzelnen Individuen bzw. Tiergruppen.
• Welche Vorteile bringt Verhalten für die eigene Fitness (= Evolutionsvorteile)?
• Welche positiven Folgen hat eine evolutive Anpassung (= Anpassungswert)?
• Wie steigert diese den Überlebenswert und somit die Anzahl an Nachkommen?
• Funktion
Typische Fragen/ Fragestellungen: Weshalb? Warum? Wozu?
• Soziobiologie
• Verhaltensökologie
Damit verbunden ist immer die Frage nach der (direkten) Fitness, welche ein Maß für die Fähigkeit eines Individuums ist, seine Gene in die Folgegeneration weiterzugeben. Man spricht bei (direkter) Fitness auch vom Gesamtfortpflanzungserfolg.
Erstellung eines Ethogramms (= Verhaltenskatalog)
Bsp.: Fluchtverhalten => sich ducken / sich verstecken / Fluchtschwimmen
Fragen und Aufgaben eines Verhaltensforschers bei der Untersuchung
Zusatzinformationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethogramm
Forschungsdisziplin |
Fragestellungen der Forschung |
Methoden |
Ethologie |
Welche Funktion hat ein Verhalten? Welche Ursache hat es? Welcher Reiz löst es aus? Ist das Verhalten angeboren oder erlernt? |
Beobachtung und genaues Studium des Tieres. |
Psychologie |
Welche Bewusstseinsinhalte spielen eine Rolle? Welche Motive lösen ein Verhalten aus? |
- Beobachtung des Tieres oder des Menschen |
Neurophysiologie |
Welche anatomischen Strukturen und Mechanismen der Informationsverarbeitung liegen einem Verhalten zugrunde? |
Medizinisch-Anatomische, elektro-physiologische und |
Kybernetik |
Welche Prinzipien der Regelung und Steuerung sind für ein bestimmtes Verhalten notwendig? |
Mathematische Analysen von Verhalten |
Aufgaben:
1. Beschreibe einmal das Verhalten eines Tieres (z.B. deines Haustieres) in der Form, wie es ein Ethologe tun wurde. Beobachte das Tier dazu ca. 10-15 min. und mache Dir Notizen. Anschließend versuche das Verhalten zu analysieren.
2. Versuche nun (durch Introspektion) mal Dein Verhalten selbst zu analysieren. Besonders geeignet sind „besondere“ Situationen: Referate, Aufregung, ein Date, unvorhergesehene Situationen, eine Klausur usw.
Wir sehen uns ;-)