Kapitel 06.05: Gewebe

Zelldifferenzierung und Gewebe

Sind Zellen zu einem komplexen Lebewesen miteinander verbunden, liegt oft eine Spezialisierung der einzelnen auf bestimmte Aufgaben vor. Im Prinzip hat zwar noch jede Zelle den Standardaufbau, allerdings sind die Zellen auf bestimmte Aufgaben spezialisiert, d.h. sie sind an bestimmte Aufgaben angepasst.

 

Beispiele

  • Zellen von Organen (sie bestehen oft aus mehreren Gewebetypen)
  • Speicherzellen (z.B. Fettzellen, Wurzelzellen)
  • Zellen im Dienste der Fortpflanzung (Keimzellen beim Menschen, Pollen usw.)

In komplexen Organismen sind Zellen an besondere Anforderungen angepasst.
Vereinfacht gesagt, liegt eine Form der Spezialisierung und der Arbeitsteilung vor.

Gewebe: alle Zellen eines Organismus mit gleichen Aufbau und gleicher Funktion

 

Viele Zellen -> Gewebe

viele Gewebetypen -> Organ

mehrere Organe -> Organsystem

alle Organsysteme -> Lebewesen

 

Pflanzliche Gewebearten

Bei Pflanzen unterschiedet man zwischen zwei Gewebegrundtypen:

a) Meristeme sind Bildungsgewebe, so genannte pflanzlichen Embryonalzellen. Sie wandeln sich in andere Gewebe um. Aus ihm können Leitbündel, Siebröhren sowie Speichergewebe usw. gebildet werden.

b) Dauergewebe können nicht mehr umgewandelt werden. Sie teilen sich höchstens noch mitotisch. In Pflanzen sind viele Untertypen zu finden.

 

Die vier wichtigsten Typen des Dauergewebes:

  1. Hautgewebe (=Epidermis)
    Sie umhüllen die ganze Pflanze (Blätter, Stängel, Wurzel), schützen vor Verdunstung und geben mechanischen Schutz. Oft sind sie bedeckt von der Cuticula, einer Wasser abweisenden Schicht.

  2. Leitgewebe
    Auch hier gibt es zwei Typen:
    a) Leitbündel: sie leiten Wasser und gelöste Salze von der Wurzel zu den Blättern. Sie liegen weiter innen im Spross bzw. Stamm. Es wird auch Xylem genannt.
    b) Siebröhren: sie leiten Photosyntheseprodukte von den Blättern in den Stängel und die Wurzel. Sie liegen weiter außen im Spross bzw. Stamm. Es wird auch Phloem genannt.

  3. Festigungsgewebe
    Sie stärken die Festigung von Blättern und Stängel. Sie sind meist lang gestreckt und zu Bündeln zusammengefasst. Dadurch erhöhen sie die Biegungs- und Zugfestigkeit der Pflanze. Nach einem Jahr beginnen sie bei vielen Pflanzen (z.B. der Himbeere) zu verholzen.

  4. Grundgewebe
    Sie umgeben die Leitbündel (aus Leitgewebe). Ihre Zellen sind nicht spezialisiert. Sie geben Festigkeit und können manchmal als Speichergewebe funktionieren. Im Blatt sind sie für die Photosynthese verantwortlich. Im Stängel bilden sie das Mark- und Rindengewebe.

 

Weitere Gewebetypen bei Pflanzen:

5. Abschlussgewebe (z.B.: die wachsartige Cuticula auf der Blattoberseite als Verdunstungsschutz)

6. Absorptionsgewebe (z.B.: Wasseraufnahme in der Wurzel)

7. Sekretionsgewebe (z.B.: für Duftstoffe und Nektar in Blüten)

 

Zusatzinformationen

 

Tierische Gewebe

Ein Verband einheitlich gebauter Zellen, die auf eine bestimmte Aufgabe angepasst sind, wird als Gewebe bezeichnet. Gewebe bestehen aus den drei Keimblättern, welche sich bei der Einstülpung der sich weiter teilenden Zellkugel nach der Befruchtung bilden. Durch Zelldifferenzierung entstehen aus den Keimblättern dann Organe, die in der Regel aus mehreren Gewebetypen bestehen.

(Für weitere Informationen siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Keimblatt)

Beim tierischen Gewebe unterscheidet man vier Typen:

 

Beispiele

Funktion

Sonstiges

Epithel (=Deckgewebe)

Haut und Oberflächen im Körper (u.a. in Lunge, Magen, Darm, Blutgefäßen)

- Schutzfunktion
- Stoffaustausch (z.B. im
Darm)
- kleidet Hohlräume aus
- äußere Schichten
können Horn bilden

- Drüsen sind Ein­stülp­ungen von Epithelien
- Epithelgewebe ist gefäßfrei. Die Blutgefäße des darunter liegenden Bindegewebes ernähren es (durch Diffusion).
- Erneuerung durch Mitose

Binde- und

Stützgewebe

umgibt Knochen, Muskeln, Nerven und Organe

auch Blut, Lymphe, Fettgewebe, Knochen und Knorpel zählen zum Bindegewebe!

- Abgrenzung und Zusammen­halt der Organe

- Produktion eines Gleitfilms, der Organe und Muskeln innerhalb des Körpers beweglich macht

Knorpel kann durch Kalkein­lager­ungen (CaCO3) zu Knochen werden.

(mögliche Vorstellung, wenn man Körper alle Organe, Kno­chen entnimmt, erkennt man durch das BG noch die „Land­karte“ durch Bindegewebe)

Muskelgewebe

Muskeln

ermöglicht Bewegung des Körpers, des Herzens sowie innerer Organe.
enthalten kontraktile Eiweiße, die ineinander gleiten können

- Gewebe selbst ist nur zum Zusammenziehen fähig (Kontraktion),
- Entspannung ist passiv. Bei Skelettmuskel ist i.d.R. ein Antagonist (=“Gegenspieler“) vorhanden

Nervengewebe

Nerven, Gehirn, Rückenmark, Augen

Informationsverarbeitung

- bestehen aus Nervenzellen und nicht nervösen Stütz- und Hüllelementen
- Verbinden zwischen Empfang­­sorgan (=Rezeptor) und Erfolgsorgan (=Effektor)

 

Bedenke: Organe bestehen aus verschiedenen Gewebearten

Tierische Gewebe: Epithelgewebe

Als Epithel bezeichnet man ein Deckgewebe oder ein Drüsengewebe. Es sind viele verschiedene Untertypen bekannt. So gibt es Zellen, die die Speiseröhre bzw. die Vagina auskleiden. Sie sterben recht schnell ab und werden vom Körper erneuert. Verwandte Epithelien findet man im Darm. Sie haben ebenfalls die Aufgabe für eine glatte Oberfläche zu sorgen. Bestimmte Zellen dieses Epithels können in Magen und Darm auch Nährstoffe aufnehmen.

Epithelien im Magen sterben recht schnell ab und bilden so als „totes“ Gewebe eine Schutzschicht zwischen zu erhaltender Magenwand und der Magensäure.

 

Grundtypen von Epithelgewebe:

Deckepithel (Aufgabe immer: Schutz und Begrenzung)

  • Plattenepithel (z.B.: Auskleidung der Blut- und Lymphgefäße sowie des Herzinneren, Brust- und Bauchfell, innere Schicht der Lungenbläschen)
  • kubisches Epithel (Tränenkanal, Sammelrohre der Nierenkanälchen)
  • Zylinderepithel (für Sekretion und Stoffaufnahme (=Resorption) zu finden bei Magen, Gallenblase, Darmzotten)
  • einschichtiges Epithel (Innenwand der Blutgefäße, Magen- und Darmhaut)
  • mehrschichtiges Epithel (Haut, Bindehaut, Harnröhre)

u.a.

 

Drüsenepithel (Sekretion und Absorption)

  • exokrine Drüsen geben Sekret nach außen ab (z.B. Tränen- , Speicheldrüsen, Drüsen, die Verdauungsenzyme produzieren (Magen, Darm, Leber, Galle), Drüsen der weiblichen Brust
  • endogene Drüsen geben Sekret direkt ins Blut ab (Hormondrüsen)

u.a.

 

Sinnesepithel (Reizaufnahme)

  • z.B. Sinneszellen wie die Netzhaut

u.a.

 

Zusatzinformationen

https://de.wikipedia.org/wiki/Gewebe_%28Biologie%29

https://de.wikipedia.org/wiki/Epithel

 

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